Buy, Hold oder Sell? Eine Entscheidungshilfe – Der Finanzfisch (2024)

Als aktiver Anleger hat man es echt nicht leicht. Erst bewertet man ein Unternehmen Stunden lang, um sich dann schließlich voller Überzeugung ein paar Aktien ins Depot zu legen.

Doch was dann? Hatte man vorher die Wahl zwischen “kaufen” oder “nichts tun”, so kann man plötzlich wählen zwischen: “nichts tun”, “verkaufen” oder “noch mehr kaufen”.

Da stellt sich doch die Frage: Wann sollte ich mich wie verhalten? Buy, Hold oder Sell?Als Buy-and-Hold-Anleger ist es meistens nicht “Sell”. Aber dazu gleich mehr.

Zunächst einmal sei gesagt, dass ich in diesem Artikel die Annahme treffe, dass eine Aktie bereits gekauft wurde und Du ein aktiver Anleger bist. Für passive Anlageformen wie z.B. ETFs gilt das Nachfolgende nicht oder nur seeehr begrenzt.

Wann lohnt es sich, nachzukaufen?

Ich habe für mich vierSpielregeln definiert, die erfüllt sein müssen, damit ich meine Aktienanteile an einem Unternehmen aufstocke:

  1. Kursrückgang um mindestens 10% oder Veränderung der Bewertungsgrundlage zum positiven.
  2. Meine Bewertungskriterien sind nach wie vor erfüllt.
  3. Ich stufe etwaige Kursrückgänge als Übertreibung ein.
  4. Meine Diversifikation wird durch den Zukauf nicht maßgeblich beeinflusst.

Eigentlich ganz einfach.

Die erste Regel soll mich dazu bringen, auch mal “die Füße still zu halten”. Nur wenn der Kurs deutlich zurückgegangen ist oder ich auf Grund geänderter Fakten meine bisherige Bewertung nach oben hin anpassen muss und somit mehr Spielraum zwischen dem aktuellen und dem erwarteten Kurs ist.Allerdings muss man hier sehr aufpassen. Neue Fakten werden in der Regel schon längst eingepreist sein, da sie eben doch nicht wirklich neu sind.

Besonders wichtig ist Regel 2: Nur weil eine Aktie gerade mal in den Keller gerauscht ist, heißt das noch lange nicht, dass man direkt nachkaufen sollte. Schließlich kann es ja auch valide Gründe für den Kursrückgang geben. Hier gilt: Ich halte solange die Füße still, bis ich für mich ausreichende Klarheit erlangt zu haben.

Wenn ich (Punkt 3) überzeugt davon bin, dass es sich bei dem Kursrutsch mal wieder um eine Übertreibung handelt, könnte es sich um eine gute Gelegenheit handeln, die eigenen Anteile aufzustocken. Dann wird sofort gekauft.

Ach ne… Mist… da ist ja noch Regel 4. Und diese Regel ist völlig unabhängig von der Aktie, dem Unternehmen oder der Mondphase. Diese Regel ist ein harte Abbruchbedingung die immer dann zuschlägt, wenn meine Risikostreuung zu stark unter einem Zukauf leiden würde. Wenn also die Aktie ohnehin schon einen vergleichsweise großen Teil meines Aktiendepots ausmacht, werde ich mich hüten, diesen Posten noch weiter auszubauen.

Eines darf man dabei aber nicht vergessen: Zuzukaufen erhöht immer das Risiko und verringert die Streuung. Daher sollte man sich immer fragen, ob es nicht ein alternatives Investment gibt, das ähnlich gut ist. Schließlich hat man dann eine höherer Streuung und kann auch mit einer anderen Aktie etwaigeVerluste ausgleichen.

Fazit: Auch wenn es aus psychologischer Sicht angenehmer ist, Verluste durch eine Aktie A wieder mit Gewinnen aus Aktie A auszugleichen, gibt es dafür keinen rationalen Grund. Da es genug gute Aktien gibt, spricht für mich vieles gegen das Nachkaufen einer Aktie. Einziger Vorteil: Da ich die Aktie eh schon halte beschäftige ich mich vermutlich mehr mit dem Unternehmen dahinter. Daher bedeutet das Aufstocken der Anteile keinen Mehraufwand im Vergleich dazu, mich mit einem neuen Unternehmen beschäftigen zu müssen. Außerdem fallen möglicherweise die Kosten beim Verkauf geringer aus.

Und wann lohnt es sich, zu verkaufen?

Nun, lohnen tut es sich, wenn die Aktie gerade ordentlich im Plus steht. Aber das ist für mich eigentlich kein Grund, meine Anteile abzustoßen. Warum auch, wenn es doch gerade so gut läuft? Als Buy-and-Hold-Anleger meidet man den Verkaufen-Knopf ohnehin wie ein Informatikerdas Sonnenlicht. 😉

Ich habe darüber nachgedacht und mir fallen eigentlich nur zwei Gründe ein, die mich dazu bringen könnten, über einen Verkauf nachzudenken:

  1. Ich habe Zweifel am Geschäftsmodell und meine ursprüngliche Bewertung hat sich als unrealistisch erwiesen.
  2. Ich brauche Geld.

Zu Punkt 1: Optimaler Weise passiert sowas nicht. Aber wenn ich doch auf das 10.000-ste Solarunternehmen gesetzt habe und nun feststellen muss, dass es sich dabei um irgendeine Klitsche ohne echte Erfolgsaussichten handelt, dann würde ich verkaufen. Buy-and-Hold ist ja schön und gut, aber lieber nicht bis in die Insolvenz.

Allerdings müsste ich mich dann ernsthaft fragen, warum ich damals investiert habe und was jetzt anders ist.Schließlich ist “Sell” an und für sich für mich in der Regel ein Regelverstoß.

Punkt 2: Das passiert hoffentlich auch nicht. Schließlich habe ich ja extra für solche Fälle ein paar Taler auf dem Tagesgeldkonto. Aber eines ist klar: Bevor ich im Falle eines Falles einen teuren Kredit aufnehme, versuche ich lieber, meinen Bedarf aus eigenen Mitteln zu decken.

Zu guter Letzt: Wann soll ich halten?

(Fast) immer.

Im Idealfall kaufe ich einmal eine Aktie und halte sie für immer. Oder jedenfalls sehr sehr lange. Daher ist “Hold” natürlich der Standardfall.

Und damit gilt: Ich halte immer die Füße still, wenn ich mir nicht sicher bin, meine Diversifikation leiden würde, wenn sich die Aktie einfach nur “normal” entwickelt und vor sich hin schwankt und vor allem: Wenn es noch genug andere Unternehmen gibt, in die ich genau so gut investieren könnte.

Was sind Deine Spielregeln?

Mich interessiert, ob Du Dir auch Regeln für das Nachkaufen bzw. den Umgang mit Aktien in Deinem Depot überlegt hast und wie Du vorgehst.

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Tobias

Tobias, 30, ist Finanzblogger, Softwareentwickler, digitaler Nomade, Unternehmer und Winterflüchtling. Auf seinem Blog schreibt er über seine persönliche Entwicklung, seine Reisen sowie den Bezug zu den Finanzen.Damit inspiriert er jeden Monat zehntausende Leser und Leserinnen und vermittelt ihnen die notwendigen Grundlagen, um ihre Finanzen in die eigenen Hände zu nehmen.

Buy, Hold oder Sell? Eine Entscheidungshilfe – Der Finanzfisch (2024)

FAQs

Was bedeutet Buy Hold Sell? ›

Buy und Sell: Etwas abgeschwächte Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen. Hold: Eine Empfehlung, das Wertpapier zunächst im Bestand zu halten und die weitere Entwicklung abzuwarten. Outperform: Eine Aktie entwickelt sich im angegebenen Zeitraum besser als der Vergleichsindex.

Was ist ein Buy and Hold Ansatz? ›

Definition: Buy and Hold bedeutet auf Deutsch sinngemäß kaufen und halten und wird häufig im Zusammenhang mit Geldanlagen, vor allem Aktien, angewendet. Dieser Ansatz steht Spekulationen und Daytrading, dem täglichen Kaufen und Verkaufen, entgegen.

Was ist Sell und Buy? ›

Sell & Buy kommt zum Einsatz, wenn Unternehmen über N1-Applikationen Handel betreiben möchten. Also beispielsweise dann, wenn Unternehmen A ein Haufwerk von Unternehmen B kaufen möchte. Über Sell & Buy wird der Kauf direkt und unkompliziert abgewickelt – von der Anfrage, über das Angebot bis hin zum Kaufvertrag.

Was bedeutet Buy Ziel? ›

Buy = Kaufempfehlung. Hold = Halten. Sell = Verkaufsempfehlung. Strong Sell = unbedingte Verkaufsempfehlung.

Sollte man Aktien für immer halten? ›

Der langfristige Vermögensaufbau funktioniert am besten mit Aktien. Die Auswahl ist riesig, die Rendite kann die Inflation wirkungsvoll ausgleichen und liegt ab einer bestimmten Haltedauer immer im Plus.

Wie hoch kann Nvidia Aktie steigen? ›

Das höchste Kursziel liegt bei 200,00 $ 102,20 % , das niedrigste bei 90,00 $ 9,01 % . Eine Einstufung wurde von 61 Analysten vorgenommen: 56 Analysten empfehlen NVIDIA zum Kauf, 5 zum Halten und 0 zum Verkauf. Auch Analysten haben keine Kristallkugel, stellen jedoch ganz gut die Meinung des Marktes dar.

Warum ist Buy and hold nicht die beste Strategie? ›

Der häufigste Grund für das Scheitern der Buy & Hold Strategie ist der Investor selbst. Denn selbst wenn man sich das Ziel gesetzt hat einmal zu kaufen und nie wieder zu verkaufen, kann es am Ende oft ganz anders kommen.

Wie lange muss man Aktien halten damit sie steuerfrei sind? ›

Wie lange muss man Aktien halten, damit sie steuerfrei sind? Wie lange Sie Ihre Aktien halten, hat keinen Einfluss auf deren Besteuerung. Lediglich bei Gewinnen durch den Verkauf von Aktien, die vor 2009 gekauft wurden, fallen keine Steuern an.

Warum Buy In höher als Kurs? ›

Der Buy-in spiegelt den Preis wider, den ein Instrument erreichen muss, um die Kosten deiner Position und einen Euro Fremdkostenpauschale zu decken. Aus diesem Grund ist der Buy-in nicht mit dem Ausführungspreis des Wertpapiergeschäfts identisch.

Was ist buy and sell? ›

Das Motto von Buy & Sell Investments, Buy and Sell, beschrieben mit zwei Worten: Kaufen, Verkaufen!

Wann Sell wann buy? ›

Buy Limit Order umfassen das Kaufen eines Assets zu einem fewwwelegten Preis oder niedriger, während Sell Limit Order das Verkaufen eines Assets zum Limitpreis oder höher umfasst.

Was heißt bei Aktien Hold? ›

Mit Halten oder Hold können Finanzanalysten den Wert einer Aktie bewerten. Während andere Bewertungen, wie Kaufen oder Verkaufen, eindeutigere Empfehlungen liefern, sind Beurteilungen mit Halten differenziert zu betrachten. So sollten Investoren, die diese Aktie im Bestand haben, diese halten.

Wie funktioniert Buy and hold? ›

Bei der Buy-and-Hold-Strategie legst du dir wenige Aktien oder ETFs in dein Depot und lässt sie dort mehrere Jahre oder Jahrzehnte für den langfristigen Vermögensaufbau liegen. Auch in Krisenzeiten, wie z. B. während der Corona Pandemie, hältst du beim Buy and Hold am einmal zusammengestellten Portfolio fest.

Was ist der Unterschied zwischen Limit und Stop Loss? ›

Unser Tipp: Stop Loss Limit

Im Unterschied zum Stop Loss werden Ihre Aufträge nicht zum nächst möglichen Handelstermin bestens ausgeführt (Kurs könnte deutlich unter Ihrem Aktivierungslimit liegen) sondern mindestens zu einem von Ihnen im Vorfeld eingetragenen Kurslimit.

Was ist eine Sell Limit Order? ›

Eine Sell Limit Order (auch: Limit Sell oder Verkaufs-Limit) ist eine Verkaufs-Order, die zur Eröffnung einer Short-Position oder als Take Profit Order einer Long-Position zum Einsatz kommen kann. Dabei definieren Sie vorab einen Kurs, bei dessen Erreichen Sie das Underlying verkaufen möchten.

Wie lange muss man Aktien halten wenn man gekauft hat? ›

Die zehn Jahre sind die sogenannte Haltefrist oder Spekulationsfrist. Sie umgehen also die Spekulationssteuer, wenn zwischen Kauf und Verkauf mehr als zehn Jahre liegen. Eine Frist von einem Jahr gilt für andere Wirtschaftsgüter, die nicht dem täglichen Gebrauch dienen.

Was heißt hold bei Aktien? ›

Mit Halten oder Hold können Finanzanalysten den Wert einer Aktie bewerten. Während andere Bewertungen, wie Kaufen oder Verkaufen, eindeutigere Empfehlungen liefern, sind Beurteilungen mit Halten differenziert zu betrachten. So sollten Investoren, die diese Aktie im Bestand haben, diese halten.

Was versteht man unter einer Stop Buy Order? ›

Kauforder, die erst beim Überschreiten eines bestimmten Kurses ausgeführt wird. Bei einer Stop-Buy-Order wird ein Wertpapier gekauft, sobald der Kurs eine bestimmte Grenze überschritten hat.

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